Lore Traxler

 

 
  Start Kontakt

 

 


 

 

 

 

 

» Bezirksrundschau Nov 2014

» Tips Nov. 2014

» ÖVP Frauen Nov. 2014




 

 

 

Besucherzaehler

 

Mühlviertler Schreiblust

Einmal pro Monat lassen wir unserer Kreativität freien Lauf und schinden unsere Schreibfedern um ihnen zu den unterschiedlichsten Themen kleine Geschichten zu entlocken.

Lasst euch zu eigenen Gedanken und Geschichten inspirieren. Schreibt eure eigene kleine "Lebens-geschichte".

www.muehlviertler-schreiblust.at.tf

More  

 

Auf der Suche [November 2011]

Der kalte böhmische Herbstwind und ein schneereicher, eisiger Winter bedeuteten in unseren Kindertagen für uns Schüler eine unglaublich harte Prüfung. Dick vermummt in einen grünen Lodenmantel, Fäustlingen und einer roten Haube, die ich tief ins Gesicht gezogen hatte, marschierte ich mit den Dorfkindern auf unserer Gemeindestraße von der Schule vier Kilometer heimwärts. Dort, wo die Straße tiefer lag, erhoben sich auf beiden Seiten streckenweise hohe Schneewände. Auf halbem Weg kam uns mein Vater auf der rutschigen, mit Schneefurchen versehenen Schneefahrbahn auf unserem Lindner Traktor entgegen. Er hatte eine Ladung Bauholz auf dem Anhänger geladen und ich wusste, dass er mit dieser Fuhre in die Sägemühle nach Rainbach fuhr. Er stoppte, und winkte mich zu sich heran. In bestimmendem Ton verlangte er meine rote Haube, ging mit dieser zum Ende der Holzfuhre und befestigte sie am hintersten, überstehenden Pfosten mit einer Schnur. Nun fuhr mein Vater mit seiner Fuhre in Richtung Sägemühle und ich sah meiner Haube, die hinten am Pfosten baumelte, und nun als Begrenzungszeichen herhalten musste, sehnsüchtig nach. Etwas trotzig stülpte ich den Kragen über meinen Kopf und wir beeilten uns nach Hause zu kommen.
Vater hatte, wie mir meine Mutter zu Hause erklärte, wohl vergessen, das überlange Fuhrwerk zu kennzeichnen. Sie erklärte mir, daß nach den gesetzlichen Verkehrsregeln eine Ladung die nach hinten hinausragt, mit einer Tafel oder einem auffallendem Gegenstand gekennzeichnet werden muss, um nachfahrende Fahrzeuge zu warnen. Nun ja, das leuchtete mir ein. Die Tatsache aber, daß ich meine geliebte rote Haube, die mir meine Schwester Poldi gestrickt hatte, danach nie wieder gesehen hatte, wollte mir nicht so recht gefallen. Ich war sehr traurig, denn nun musste ich mich wieder mit einem altmodischen Kopftuch vor der Kälte schützen. Ich hätte mich nie getraut meinen Unmut Vater zu gestehen, aber meinen Schwestern und meiner Mutter klagte ich mehrmals mein Leid. Scheinbar wurde ich gehört.
Wochen später lag unter dem Christbaum eine wunderhübsche blaue Pudelhaube mit einer tollen Quaste aus blauer und weißer Wolle. Meine große Schwester Elfi hatte sie für mich in Linz besorgt und machte mir damit eine große Freude. Niemals zuvor hatte ich eine schönere Pudelhaube gesehen. Sie dehnte sich und schmiegte sich weich und wohlig an meine Stirn und meine Wangen. Ich war dem Christkind, meiner Mama und meiner Schwester Elfi überaus dankbar.
Ausgelassen und überglücklich spielte ich mit meinen beiden Brüdern an diesem Hl. Abend in unserer Stube Geschenke verstecken. Dazu holten wir unsere Geschenke hervor. Meine schicke Pudelhaube, Fritzis Laubsäge und Karlis Dominospiel landeten an diesem Abend immer wieder in verschiedenen Verstecken und wurden von uns eifrig gesucht und wieder gefunden. Die Freude war uns in die Gesichter geschrieben und so tollten wir aufgeregt bis spät in den Abend. Auch unsere Eltern und die großen Schwestern machten bei diesem Spiel begeistert mit, und wir amüsierten uns alle köstlich.
Als ich zu später Stunde ein gar geniales Versteck für meine Pudelhaube ausgemacht hatte, konnten meine beiden Brüder sie dann trotz intensiver Suche nicht und nicht finden. Ich triumphierte und freute mich über meinen Einfallsreichtum. Der Abend war im Flug vergangen und zu allem Übel vergaß ich meine blaue Pudelhaube in ihrem Versteck.
Am nächsten Morgen saßen wir alle beim weihnachtlichen Frühstück. Mutter schnitt in einer flachen Pfanne herrlich duftenden Lebkuchen und kochte für die Erwachsenen Kaffee. Meine älteren Schwestern bereiteten Kakao für uns Kinder. Ich wurde in die Wohnung meiner Großeltern geschickt um sie zum Frühstück zu bitten. Gemütlich saßen wir anschließend alle in unserer Stube. Der Christbaum erfüllte den Raum mit Tannenduft und mein kleiner Bruder schüttete seine Dominosteine auf den Stubentisch. Vor Freude leuchteten seine Augen und wir reihten mit ihm Dominostein an Dominostein.
Als meine Mutter im Holzofen nochmals tüchtig Holz nachlegte, erfüllte urplötzlich ein furchtbarer Gestank unsere Stube. Ein gar nicht weihnachtlicher beißender Geruch stieg uns allen in die Nase. Was war geschehen? Mutter untersuchte die Ofenluke nach ungewöhnlichem Brennmaterial, konnte aber nichts entdecken. Es war ein Rätsel. Der Gestank wurde immer schlimmer. Nicht im Entferntesten dachte ich in meiner kindlichen Unbekümmertheit daran, dass ich vielleicht mit diesem Gestank etwas zu tun haben könnte. Nun riss Mutter plötzlich, der Gestank hatte sich bis zur Unerträglichkeit gesteigert und Vater begann schon zu murren, die Tür der Ofenröhre auf, und sie zog ein geschmolzenes Stück Etwas heraus. Ich erschrak, denn gerade in diesem Augenblick fiel mir mein letztes geniales Versteck für meine Pudelhaube, die Ofenröhre, wieder ein. Ich schämte mich entsetzlich und war zugleich traurig und wütend auf mich selbst. Die Tränen kullerten meine Wangen hinunter und ich sah meine Mama und meine Schwester Elfi hilflos an. Niemand machte mir einen Vorwurf, doch ich sah die Enttäuschung in ihren Gesichtern. So hatte ein freudiges Suchspiel, in einer unvergeßlichen Lehre für mich geendet. Die Ofenröhre ist ein gar gefährlicher Platz für brennbares und schmelzendes Material.

More  

Wetterwittern oder die Leichtigkeit der Gefühle! [Oktober 2011]

In früheren Zeiten gab es keinen Wetterdienst. Bauchgefühl und Beobachtungsgabe gaben den Takt für die Arbeit in der Landwirtschaft an. Nur vereinzelt standen damals in so manchen Haushalten Radiogeräte und erst nach und nach kam die verläßliche Methode des Wetterwitterns mit zunehmender Medialisierung durch Radio und TV ganz aus der Mode.
Die Gabe des Wetterwitterns wurde von Generation zu Generation vererbt und auch in unserer Familie wurde sie noch von Großmutter liebevoll gehegt und verteidigt. Davon möchte ich hier berichten:


Großmutter war gut darin den richtigen Zeitpunkt für die Heuernte zu bestimmen - viel besser als mein Vater, für den der richtige Zeitpunkt stets jener gewesen ist, an dem er eben zu Hause und nicht in der Arbeit war. Wenn Vater in den Sommermonaten zu heuen begann, ließ uns oft der Wettergott oft aufs schändlichste im Stich. Großmutters Gespür war da bewiesenermaßen besser und so vertrauten wir uns immer wieder gerne ihrem Urteil an, vorausgesetzt sie konnte sich gegen Vaters Dickschädel durchsetzten.


Dieses Gespür für das Wetter war für sie aber in erster Linie Selbstzweck gewesen, denn sie war nach einer schweren Krankheit ein gar fröstelnder Typ geworden und wusste sich so gegen kalte Temperaturen zu wappnen. Zusätzlich schaffte sie sich auch noch Abhilfe, indem sie Jahr ein Jahr aus im Zwiebellook, das heißt mit sechs Schichten Kleidung an ihrem Körper, anzutreffen war.

 

„Der Holunder aber“, verriet sie mir einmal,„ist im Frühjahr ein winterfester Wetterbote für alle Bauern. Treibt er aus, ist die frostige Zeit vorbei.“ Großmutter schleppte dann ihre Bettwäsche vors Haus und wusch sie in einem großen Waschfass mit den blechernen Waschrumpeln. Auch die Stubenfenster musste Vater aushängen, sie wurden mit Lauge gebürstet und danach mit klarem Wasser gespült. Da begann für uns dann so richtig der Frühling und vor unserem Haus war mächtig etwas los.

 

Auch für den Sommer kannte unsere Großmutter so manche Wetterweisheit, wie zum Beispiel folgende: „Wenn im Sommer die Kühe in einem fort grasen, dann kann man getrost mit der Jauche ausfahren.“ So wertete Großmutter ihre Beobachtungen aus - „denn dann kommt Regen auf". Vater musste alsdann das hölzerne Jauchefass vor unseren neun PS-Lindner Traktor spannen und damit Jauche spritzen.

 

An der Beobachtung der Gänse konnte Oma ergründen, ob gar ein strenger Winter bevorstand. Großmutter marschierte also im Herbst quer über Nachbars Wiese und schaute den Gänsen beim Einfetten ihres Federkleides aufmerksam zu. Trugen diese dick auf, stand uns allen ein strenger Winter bevor. Diese besondere Vorhersage erhielten wir jedoch nicht jedes Jahr, denn vor den Gänsen hatte Großmutter einen Heiden Respekt, denn einmal war ihr bei ihren neugierigen Beobachtungen der lange, scharfe Schnabel des Gänserichs zum Verhängnis geworden. Als sie ihm in einem unachtsamen Augenblick den Rücken zudrehte , zischte ihr der Gänserich nach, schnappte ihren langen Kittel und zog so fest, dass die Kittelfetzen flogen. Grantig und laut schimpfend lief sie so schnell sie konnte heim.

 

Freilich hatte Großmutter auch ein Barometer. Es hing im Vorhaus gleich neben der Haustür, aber oft schimpfte sie lauthals: „Manchmal geht er rauf, und der Regen runter.“ Ein besserer Regendedektor war da unser Federvieh. Unser Hahn und seine Hennen scharrten tagein und tagaus auf unserem Misthaufen herum. Wenn unsere gefiederten Freunde aber auf diesem stumm und listig auf ihre Lieblingsspeise, die Würmer passten, so war dies ein untrügliches Zeichen für Regen. Wer den Regen aber früher ahnte, Huhn oder Wurm, war ungewiss.

 

Und dann gab es da noch Omas Wunderwaffe… Stapelte sie im Holzschuppen vorwiegend leichtes Ofenholz, wussten wir schon Bescheid, denn ein Spruch der Lostage den sie sehr schätzte, wurde für Großmutter zum Leitfaden: „Sind die Zugvögel zu Michaeli am 29. September noch nicht abgereist, setzt der Winter erst frühestens zu Weihnachten ein.“

Großmutter war unsere Christa Kummer gewesen, sie war zwar keine studierte Meteorologin, aber sie wusste stets bescheid. „Wer in Gesellschaft von Wind und Regen viele Stunden seines Lebens verbringt“, so Großmutters Meinung, „der wird sie wie alte Freunde schon von Weitem erkennen - so leicht ist das.“

More  

 

Wege hinterlassen ihre Spuren [Mai 2011]

Gerade, wenn die Löcher auf unserer vier Kilometer langen Sandstraße begannen, sich wieder in Pfützen zu verwandeln, gerade zu dieser Zeit mühten wir Dorfkinder uns wieder ab, mit voll bepackten Schultaschen, jeden Morgen und jeden Nachmittag unseren Schulweg zu bewältigen. Kein noch so starker Regen, Windböen, oder um diese Jahreszeit oft unerwartet aufgetretener Schneefälle, konnten uns davon abhalten, tapfer unserem jeweiligen Ziel, am Morgen die Schule in Rainbach und am Nachmittag unserem Zuhause, Deutsch Hörschlag, zügig und ohne große Verzögerungen zuzusteuern.
Brannte jedoch an so manchen Tagen, gerade wenn wir am Nachhauseweg waren die Sonne unbarmherzig auf uns herab, und glaubten wir dem Verdursten nahe zu sein, sah die Sache schon ganz anders aus. Wir waren allesamt Schüler der ersten drei Volkschulklassen, enorm durstig, und so schleppten wir uns träge dahin. Sobald wir die etwa siebenhundert Meter lange, geteerte Hauptstrasse hinter uns gelassen hatten und auf unserer Sandstraße heimwärts gingen, nutzten wir jede willkommene Gelegenheit zum Rasten.
Das gemauerte, etwa ein Meter hohe Brückengeländer, das über den Pferdeeisenbahnviadukt führte, war in diesen Tagen immer unsere erste Erholungsstation. Nachdem wir uns unserer schweren Schultaschen entledigt hatten, ließen wir uns im Schatten des gemauerten Brückengeländers erschöpft nieder.
Die Schultaschen wurden nach Essbarem, einem Stück Butterbrot, einer verdrückten Zwetschke oder einer Nagewitzbirn abgesucht. Flaschen für Wasser zum Mitnehmen gab es zu dieser Zeit, in den Sechzigerjahren noch nicht, und so dürsteten wir alle gewaltig.
Heute war wieder ein neuer Änhänger Müll in die nur etwa zehn Meter entfernte, auf der Nordostseite des Pferdeeisenbahnviaduktes gelegene Schlucht, entleert worden. Es roch nach scharfem Essig, dann wieder süßlich, und schließlich rafften wir uns auf, streiften unserer Schuhe ab, um nur ja keine Schmutz- oder Kratzspuren, von unserer höchst fragwürdigen Aktion an unserem wertvollen Schuhwerk zu hinterlassen, und stürmten allesamt bloßfüßig in den Müllhaufen. Es dauerte gar nicht lange und ich zog die ersten Schätze aus dem Müll. Ein Rad eines Puppenwagens, ein zwar schon zerfetztes Märchenbuch, eine Babyflache und Glasmurmeln mit farbigem, schwungvollem Innenleben. Natürlich allesamt überaus tolle und brauchbare Fundstücke. Dreckig, aber glücklich stopften wir unsere Beute in die Schultasche und wanderten weiter.

Vor uns lag nun der „Heilige Berg“, ein leicht ansteigendes Straßenstück, mit vier Kreuzwegstationen an der linken Straßenseite.
Unter Pfarrer Schönbass wurde im Jahre 1909 dieser Kreuzweg neu erbaut. Dank einer Wohltäterin, Frau Maria Reisinger, vom Tonigut in Rainbach 17, schmückten ihn ab dieser Zeit auch kunstvolle, geschnitzte Holzfiguren aus dem Grödnertal.
Die schweren Schultaschen mit der Beute vom Müllhaufen auf dem Rücken und die Schuhe in der rechten Hand steuerten wir müde und immer noch durstig die erste Kreuzwegstation an. Im Schatten der Jungfrau Maria, die sich weinend von ihrem Sohn verabschiedet, ließen wir uns ermattet nieder. Lange betrachtete ich mir die überaus ergreifende Szenerie dieser holzgeschnitzten Figuren und mir war, als ob Kühle und Kraft von diesem Ort ausgingen. Er erfrischte uns auf eine ganz merkwürdige Weise, sodass wir unseren Heimweg wieder aufnehmen konnten. War es das Wissen, dass wir noch drei Stationen, die zum Rasten einluden, vor uns hatten, oder, war es dieses überaus angenehme Rastplätzchen gewesen, das uns gestärkt weiterwandern ließ, ich weiß es nicht mehr, so genau.
Wieder müde geworden, machten wir bei Station zwei: Jesus erleidet am Ölberg die Todesangst, sowie bei Station drei: Jesus wird von Judas mit einem Kuss verraten, abermals Rast.
Nachdem wir den Weg mit den drei Kreuzwegstationen verschwitzt hinter uns gebracht hatten, kamen wir zum so genannte „Baun-Holz“. Es versprach uns wieder Abkühlung, und ja, wir begegneten wie fast täglich unserem Freund, dem geduldigen „Straßenmacher“. Er hatte im Schatten der Föhren am Waldesrand seine kleine Hütte, umgeben von Sand und Schotterbutten. Er war es, der unermüdlich jahrein und jahraus die Löcher auf unserer Sandstraße mit Schotter und Sand auffüllte, mit der Schaufel plättete und nach dem Rechten sah.
Ich hatte mir oft heimlich gewünscht, dass mein Vater auch Straßenmacher gewesen wäre, ich hätte ihn dann sicher öfter zu Gesicht bekommen.
Unser Straßenmacher Herr Kalupar hatte für unsere kindlichen Fragen immer eine Antwort. Als wir ihn einmal fragten, wie lange es dauern würde, bis wir eine Autobahn ins Mühlviertel bekämen, meinte er: „Wenn ich schon lange gestorben bin, dann wird es noch einmal 20 Jahre dauern“. Er war ein einfacher Mann, aber er konnte hellsehen, denn genau so ist es gekommen.
In meiner kindlichen Vorstellung hatte ich damals natürlich gedacht, diese Autobahn würde auch nach D. Hörschlag führen.

Nachdem wir die vierte und letzte Station unseres Kreuzweges mit der Darstellung Jesu Geißelung passiert hatten, wanderten wir, es war schon spät geworden, auf dem überaus romantischen, kühlen Waldweg zum „Kiabühel“.
Hier hatten die D. Hörschläger Bauern sicher einmal die Dorfkühe zusammen getrieben. Von dieser Anhöhe ging es nun bergab in Richtung Dorf. Heimlich dachten wir uns, raschen Schrittes, ein Versteck für unsere Müllhaufen-Schätze aus, denn, dass wir im Müll gewühlt hatten, das durfte niemand erfahren. Zuhause wusch ich mir noch schnell bei der Wasserpumpe im Hof die dreckigen Füße und die Hände, ließ dann Wasser in meine Handmulde rinnen und stillte schlürfend meinen Durst. Als ich ins Haus kam, war alles still. Mutter war auf dem Feld. Ich setzte mich zum Tisch - ich war allein!
So manche Vorlieben für dies und jenes, die mein Erwachsenwerden ganz automatisch geprägt hatten, sind, wie ich heute zu wissen glaube, damals in meinen Kindertagen entstanden.
Ein ganzer Tag, so kenne ich mich ganz genau, ist für mich noch zu wenig, wenn es darum geht, einen Flohmarkt durchzustöbern, und lange Wanderungen sind mir heute noch ein Greuel. Meine Liebe zu geschnitzten Figuren, Kerzen und Skulpturen jeder Art ist ungebrochen, denn magisch zieht es mich, wo immer ich auch bin, in Kirchen, in Museen und zu Statuen hin. Ja, und eines mag auch heute noch nicht: Alleine sein!

More  

 

 

Ninas Geschichte - Das Leben eines Schul-Pferdes [Februar 2011]

Hallihallo! Ich bin Tinkabell ein kleines schwarzes Pony mit einer weißen Schnippe (ein kleiner weißer Punkt auf der Nase des Pferdes) und 4 weißen Fesseln (so nennt man weiße Füße). Ich bin Teil des Schulpferde-Teams des Reitzentrum Mischingerhof in Nettingsdorf. Viele Kinder reiten auf mir und heute gebe ich euch einen Einblick in mein Pferde-Leben.
Auf mir werden hauptsächlich Longestunden gegeben. So, jetzt wisst ihr schon einiges über mich und ich kann anfangen zu erzählen.

 

Meine Geschichte beginnt an einem schönen Oktobermorgen.


Guten Morgen Tinki, hallt es durch den Stall. Müde richte ich mich auf und sehe über die Boxenwand. Niki die Leiterin des Reiterhofs kommt in den Stall. Ich wiehere freudig denn jetzt bekommen ich und meine Freunde unsere Morgenfütterrung. Die Morgenfütterung besteht aus einer großen Portion Heu. Ungefähr eine Stunde nach dem Essen holen Jacki und Niki mich und meine Freunde auf die Weide. Ist das ein Spaß!! Endlich kann ich mich so richtig austoben! Nach ungefähr 10 Minuten wird es mir zu viel und ich fange an zu grasen. So gegen 12 Uhr werden wir von der Koppel geholt. Jetzt gibt es zur Mittags Fütterung Karotten und ein bisschen Heu. Nun gibt es eine kleine Pause. Ab ungefähr 13 Uhr kommen meine Reitschüler. Heut kommen wieder die zwei netten Freundinnen Nina und Iris.

 

Eine Geschichte von Nina Höll, 10 Jahre

More  

 

Maria Lichtmess [Jänner 2011]

„Nüchtern betrachtet, so beginnt die alte Frau leise zu sprechen, war das Leben der bäuerlichen Bevölkerung in Mitteleuropa in den vorigen Jahrhunderten, bis hinauf in die „Sechziger-Jahre“ des vergangenen Jahrhunderts eine nie geahnte Bedürftigkeit. Ein Ausgeliefertsein an die Arbeit.
Da steht sie nun mit ihren Erinnerungen – Anna - die ausgemergelte Dirn vom Land.
„Eigentlich“, so fährt sie fort, „war das Leben vor 60 Jahren noch genau so, wie vor 500 Jahren, nämlich mittelalterlich“, und unverklärt erzählt sie von der einzigen erträglichen Zeit im Jahr - von Maria Lichtmeß im Februar.
Ein ganzes Jahr haben wir bei den Bauern fleißig gearbeitet und wem es nicht mehr gepaßt hatte, etwa weil der Lohn zu gering, oder eine günstigere Stelle in Aussicht war, hatte zu Lichtmeß gewechselt. War der Bauer mit unserer Arbeit zufrieden, so konnte er schon Wochen vor Lichtmeß einen weitern Arbeitsvertrag aushandeln. Hierzu hatte er das „Drangeld“, eine Art Prämie, wie wir heute sagen würden, zu entrichten. Eine Dirn mit hoher Verantwortung, so wie ich, konnte schon bis zu 150 Schilling im Jahr verdienen. Wogegen ein Großknecht, der mit Fuhrwerk, Rösser und landwirtschaftlichen Geräten umzugehen verstand, bis zu 300 Schilling verdienen konnte. Wenn ein kluger Großknecht sein Verdientes zusammensparte und nicht alles in die Wirtschaft trug, konnte er sich nach einigen Jahren eigenes Land kaufen und sein eigener Herr sein.
Die Bäuerin hatte an Lichtmeß, den Tag des Dienstbotenwechsels immer alle möglichen guten Speisen für die Neuankömmlinge gekocht.
Oft hatte es an allem Möglichen gefehlt, sogar an Petroleum und wir freuten uns alle auf den Frühling und somit auf die lichte Zeit. Die volkstümliche Weisheit besagt: Am 2. Februar macht die Sonne einen Sprung und die Tage werden nun deutlich länger. Bei Neujahr wächst der Tag einen Hahnenschritt, bis Dreikönig einen Hirschsprung und bis Lichtmeß eine ganze Stund.
Ein Lichtmeß, im Jahre 1939, der zweite Weltkrieg war schon in vollem Gang, werde ich mein Lebtag nie vergessen können.
Unsere Bäuerin hatte schon seit einigen Jahren den alten „Franzl“ der ihr für alle möglichen häuslichen Arbeiten zugeteilt war in ihr Herz geschlossen. Er war brav und hatte ein mitfühlendes Herz, zumal die kleine neunjährige Steffi schon über ein Jahr mit Kinderlähmung im Bett lag. Alle Wickeln, Kräuter und Gebete halfen nur bedingt. Franzl schleppte also das Kind unermüdlich im Haus herum und war unserer Bäuerin ein nie geahnter Beistand.
Hin und wieder steckte sie dem mit soviel Geduld gesegneten alten Mann einige Leckerbissen aus der Küche heimlich zu. Ein behindertes Kind zu haben wurde in damaligen Zeiten als Strafe Gottes angesehen und es scherte sich niemanden um die kleine arme Steffi.
So war die Zuwendung des alten Franzl, auch in seiner freien Zeit eine enorme, mentale Unterstützung für die Bäuerin. Es war die Zeit um Lichtmeß, als unser Bauer ganz und gar ausgerastet war. Er konnte die Zuneigung der Bäuerin für den alten Franzl und die Verschwendung des Essens an ihn, so wie er dies nannte, nicht mehr verantworten. Kurzerhand setze er also den alten Knecht an Lichtmeß vor die Tür. Alles Bitten der Bäuerin half nichts, sie mußte nun mit ihrem Kummer und der viele Arbeit alleine klar kommen.

Eines Tages stand eine Wienerin vor der Haustür. Sie war eine Verwandte der Bäuerin und beschäftigte sich schon seit ihrer Jugend mit Kräuterheilkunde.
In der Bauernstube neben dem einfachen Lager der kleinen Steffi schlug sie die Hände zusammen. Ein aufwühlendes Gespräch fand nun statt und 14 Tage später brachte der Briefträger ein dickes Gepäckstück. Der Inhalt verschiedene Kräuter und ein weißes Pulver.
Binnen einem halben Jahr, nach unermüdlicher Verabreichung dieser natürlichen „Arzneien“ konnte die Kleine wieder die Schule besuchen. Eines Tages, es war wieder Frühjahr geworden entdeckte Steffi beim Nachhauseweg von der Schule im Nachbardorf auf einem Bauernhof, ihren „Freund“ den alten Franzl beim Holzhacken. Obwohl es an diesem Tag im März noch sehr kalt war, hatte er weder Socken noch ordentliches Schuhwerk an seinen Füßen. Mit einem Paar abgetretenen alten Holzschuhen stand er frierend in all den Holzscheitern. Freilich freute er sich über die Begegnung mit der kleinen Stefanie und auch die Kleine war vor Rührung ganz aus dem Häuschen.
Zu Hause angekommen mußte ich ihr die im vergangenen Winter gesponnene Schafwolle aus der Holztruhe hervorkramen. Eifrig machte sich Steffi daran dem alten Franzl ein Paar warme Schafwollsocken zu stricken. Es war das letzte Dankeschön an ihren geduldigen alten Freund ihrer Kinderzeit, denn nach einem halben Jahr ist er an Lungenentzündung gestorben.
Nun hatte er endlich Ruhe und Frieden gefunden und keine noch so bittere Kälte konnte ihm etwas anhaben. Ich war zwar nur eine Dirn, konnte aber die Verzweiflung, das Mitgefühl und die oft gar ausweglosen Situationen meiner Bäuerin und deren Töchterchen ziemlich gut verstehen. Ja, es rührte mein Herz in einem Maße, daß ich oft bittere Tränen weinte. Und wieder kam Maria Lichtmeß und mit ihm ein neuer Frühling, und die Erinnerung an einen unvergessenen treuen alten Knecht“.

More